24. Mai 2018

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Mit dem Zweiten läuft es besser

Immer mehr Mecklenburger nutzen den Zweiten Bildungsweg

Vom Straßenbauer zum Wissenschaftler mit Doktortitel: Für Björn Jahnke hat sich der Besuch des Abendgymnasiums in Schwerin gelohnt. Rückblickend seien drei Jahre zwar eine harte Zeit gewesen, sagt Jahnke. „Aber das Abitur ist machbar.“ Auch Christin Oldenburg bereut nichts. Tagsüber arbeitete sie als Zimmermädchen, abends paukte sie den Abi-Stoff – und ist jetzt glücklich mit ihrem Lehramtsstudium in Rostock.

Erfolgsgeschichten wie diese sind zunehmend Motivation für andere, sich auf dem Zweiten Bildungsweg noch einmal durchzubeißen und die eigene Jobsituation zu verbessern. Neben konstant hohen Zahlen von 400 bis 500 Studierenden an den vier Abendgymnasien des Landes hat die Zahl der Teilnehmer zugenommen, die an den Volkshochschulen die Schulabschlüsse der Berufsreife und Mittleren Reife nachholen. So haben im Schuljahr 2016/2017 nach Angaben des Bildungsministeriums in MV 94 Teilnehmer die Berufsreife und 240 die Mittlere Reife erreicht. Im Schuljahr zuvor waren es 85 bzw. 185 erfolgreiche Absolventen. Das habe auch mit der schrittweise eingeführten Gebührenfreiheit an den Volkshochschulen zu tun, die vom Land stärker unterstützt würden, so Bildungsministerin Birgit Hesse (SPD): „Das gebührenfreie Angebot kommt an. Seitdem können alle einen Schulabschluss erlangen, denen eine Teilnahme an den Kursen aus finanziellen Gründen früher nicht möglich war.“

Auch am ohnehin gebührenfreien Abendgymnasium in Schwerin ist das Interesse nach einem geburtenschwächeren Jahrgang beispielsweise wieder gestiegen, sagt Schulleiterin Cornelia Seidler. Für das nächste Schuljahr rechnet sie wieder mit mehr als 60 Neuanmeldungen für zwei 11. Klassen. Viele der Studierenden ab 19 Jahren hätten eine Ausbildung gemacht und seien berufstätig, aber auch Arbeitslosigkeit, Mutterschaft, soziales Jahr oder Wehrdienst würden angerechnet. Zu den Bildungswilligen, die derzeit 24 Stunden pro Woche abends noch einmal die Schulbank drücken, gehöre auch eine kleine Gruppe von Flüchtlingen.

Ein gutes Drittel hält erfahrungsgemäß bis zum Abitur durch. Manche verlassen das Abendgymnasium nach zwei Jahren mit der Fachhochschulreife. Wer den Abschluss schaffe, habe gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt, weiß Cornelia Seidler: „In den meisten Fällen wird der Besuch des Abendgymnasiums als Zweiter Bildungsweg besonders honoriert.“

Autor: Angela Hoffmann

SVZ 24.5.18

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